Mittwoch, 15. Februar 2012

Stille Tage in Hua Hin


Franz in Pak Nam Pran

Mopedfahren, gut essen, nette Gespräche und gut gekühltes Bier am Abend, so vergeht die Zeit bei Pen und Franz im Emerald Resort in Hua Hin. Diese Zeit war ja auch als Erholungsphase nach der Reise durch Malaysia, Vietnam, Laos und Ostthailand gedacht.
Gestern waren wir an dem schönen Strand von Pak Nam Pran. Die vielen Hotels sehen zumeist völlig leer aus. Warum fehlen hier die Gäste? 
Die Polizei winkt uns an den Straßenrand. Ich rechne schon mit 200 BHT unnötiger Gebühr, denn wir haben unsere Helme nicht auf. Aber es geht um offenbar wichtige Japaner, die in zwei Kleinbussen herangekarrt werden und in einem Restaurant einkehren. Als alle ausgestiegen sind dürfen wir weiterfahren – ohne Helm.

Heute wollen wir in Richtung Wat Huay Monkol und weiter auf der schönen Straße zu den Vineyards in den Hua Hin Hills. Nicht um Wein zu trinken, aber die Gegend ist einfach schön. Ein paar hundert Meter hinter der großen Kreuzung, an der unser Weg die Hauptverbindung zwischen Nord- und Südthailand kreuzt, werden wir von einem Moped überholt. Mir fällt auf, dass der Beifahrer sich ungewöhnlich dicht an den Fahrer geklammert hat. Die beiden fahren zügig an uns vorbei. Links und rechts nichts als Ananasfelder. Als ich das Moped der beiden am Straßenrand stehen sehe, denke ich: „Aha, erst rasen, dann kommt die Panne. Und jetzt braucht ihr Hilfe.“
Doch ganz schnell wird uns klar, dass die absolut keine Hilfe benötigen, sondern eher wir. Der eine schwingt nämlich ein ca. 1,20 m langes Kantholz und rennt in unseren Fahrweg. Er will Franz, der vorne fährt, damit vom Moped schlagen. Wir sind in einen waschechten Überfall geraten.
Unglaublich. Um 11 Uhr vormittags, auf einer relativ häufig befahrenen Straße. Jetzt wird es also ernst. Zuerst für Franz. Er kann dem Schlag ausweichen, rutscht aber durch die heftige Lenk- und Bremsbewegung mit dem Moped seitlich weg und stürzt auf die Straße. Ich kann mich nicht ganz genau erinnern, denn alles ging so schnell, aber ich vermute, dass das umstürzende Moped auch dem Angreifer die Beine weggerissen hat, so dass er plötzlich auch auf der Straße liegt. Franz ist unglaublich schnell wieder auf den Beinen und hat zudem jetzt das Kantholz des Angreifers in der Hand. Ich stehe etwa fünf Meter dahinter und versuche die Situation einzuschätzen. Der Mopedfahrer ist auf jeden Fall (noch) nicht beteiligt. Das Moped von Franz liegt mitten auf unserer Fahrbahnseite. Franz steht daneben, auf der Gegenfahrbahn liegt der Straßenräuber.
Als ich sehe, dass der wieder aufstehen will, muss ich Franz zur Hilfe kommen. Am besten erscheint mir, das Moped dazu als Waffe zu benutzen, etwas anderes habe ich ja nicht. Ich gebe Gas und fahre direkt auf die Beine des noch liegenden Angreifers zu, zwischen Franz und den Typen. Ich höre Franz, wie er sagt: „Ich schlag´ den jetzt platt.“ Ich kann dem Kerl vom Moped aus noch einen leichten Tritt verpassen. Offensichtlich verliert Franz das Kantholz wieder. Aber es wird auch nicht mehr gebraucht. Der Fahrer muss irgendwie neben den anderen gelangt sein. Der steigt schnell auf, und die beiden ergreifen die Flucht in die Richtung, aus der sie und wir gekommen waren. Franz hat mehrere Schürfwunden, die wir beim nächsten Geschäft mit Wasser und Pflaster notdürftig verarzten.
Wir fahren weiter zum Weingut. Die Gedanken kreisen aber weiter um diesen Überfall, der alles andere als eine Lapalie war. Wer mit einem Kantholz einen fahrenden Mopedfahrer von seinem Gefährt schlagen will, der nimmt zumindest billigend in Kauf, dass er ihn dabei tötet oder zumindest schwer verletzt. Und das hat mit Touristenabzocke, Betrügereien und Kleinkriminalität nichts mehr zu tun. Das ist mindestens eine Kategorie heftiger. Anzeige zu erstatten hat bei der Thai-Polizei keinen Sinn, es würde ohnehin nicht ermittelt. Wir haben auch das Kennzeichen nicht und ich habe kein Foto gemacht. Im Kopf lief das Notprogramm, da denkt man offenbar nicht rational.
Nach dem guten Ende dieses üblen Abenteuers werden wir uns heute mal einen schönen Irish-Coffee gönnen. Das Bierchen wird um beer o´clock auch besonders gut schmecken. Es hätte ja heute durchaus auch etwas Undefinierbares aus der Schnabeltasse sein können, im Hospital von Hua Hin.

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