Montag, 6. Februar 2012

Letzter Tag in Pakxe

Tempel werden mit traditionellen Materialien gebaut : mit Beton!



Ach ja, bevor ich´s vergesse, Pakxe spricht man übrigens so aus: Paxé

Heute sind alle die Ausfahrtstraßen aus der Stadt dran, die bisher von mir noch nicht befahren wurden. Zuerst nehme ich die westliche Mekongseite und fahre auf der Straße nach Vangtau in Richtung Thailand. Die Landschaft ist öde, an den Straßenrändern nur Werkstätten und trockenes Land. Nach 15 Kilometern drehe ich wieder um. Das Gleiche auf der Straße in Richtung der 4000 Inseln, den Khong-District. Hier sieht man aber außer einem netten Tempel und einer Kaserne mit vielen Soldaten in deren Umgebung, wenigstens noch die Berge auf der gegenüberliegenden Mekongseite, an denen entlang wir zum Vat Pu gefahren sind. Jetzt kann ich auch sagen, dass diese Tour auf der 14A nicht mehr zu toppen ist. Dies ist der Moped-Tipp für Pakxe an alle, die nicht eine ganze Woche Zeit haben um alles abzufahren.
Eigentlich habe ich um die Mittagszeit mit der Mopedfahrerei abgeschlossen. Die Sonne brennt auch zu heftig um noch länger herumzukurven. Aber ich muss den Jörg noch rächen. Die Mopedverleiherin hat ihm keinen einzigen schlappen KIP für die Rückgabe seines Mopeds mit fast vollem Tank nachgelassen. Darum wird mein Benzin jetzt bis zum vorletzten Tropfen verbrannt, mit dem letzten muss ich ja da noch vorfahren können. Mopedmiete und Benzin kosten in Laos übrigens mehr als doppelt so viel wie in Thailand.
Also gut, sehe ich mir mal den Golfplatz von Pakxe an, obwohl mich Golf ähnlich viel interessiert wie Wrestling oder HallenJoJo, nämlich überhaupt nicht. Aber der Platz liegt schön am Mekong. Als ich das satte Grün der Anlage in der verdorrten Umgebung ausmache, denke ich, dass hier der Betrieb eines Golfplatzes, angesichts der extremen Trockenheit in der regenfreien Zeit, ein ähnlich hirnrissiger Schwachsinn ist, wie der Betrieb einer Skihalle in der Wüste von Dubai. Die gelangweilten Reichen erlauben sich mal eben den Luxus, ein ganz klein wenig vom Weltklima zu versauen, bzw. wertvolle Ressourcen zu verplämpern. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Ich sehe mir noch das Mekong Paradise Resort an. Eine nette Anlage direkt am Fluss mit Zimmerpreisen um 60 – 70 USD. Würde ich hier einziehen, wäre ich vermutlich der einzige Gast. In den anderen großen Hotels sieht es ähnlich ausgestorben aus. Dennoch gibt es in der Stadt gleich fünf oder sechs Großprojekte, die nach Hotelneubau aussehen. Wann sollen die ausgelastet werden und durch wen? Tourismus im großen Stil ist hier sicher nie zu etablieren. Die Sehenswürdigkeiten sind zu begrenzt und zu wenig spektakulär. Mit Sex und Spielhöllen könnte man Thais, Vietnamesen und Kambodschaner vielleicht über die Grenzen locken. Möglicherweise kommen aus diesen Kreisen ja die Investoren? Es bleiben Fragen offen, wenn man die Protzbauten sieht. Möglicherweise setzen die Geldgeber ihre Millionen, wie bei den unzähligen Resortprojekten im Norden Thailands in denen keine Gäste wohnen, ganz bewusst in den laotischen Sand. Sie wollen damit einfach nur zeigen, dass sie über derart enorme Finanzmittel verfügen, dass sie sich sogar solche kaufmännisch idiotischen Projekte leisten können. So etwas kommt hier tatsächlich gut an. Denn Geld spielt in den hiesigen  Gesellschaften in bedeutend größerem Maße eine Rolle als im Westen.

Mein gestriger Versuch mir eine Currywurst zu basteln ist kläglich gescheitert. Mein Bausatz hatte an einer entscheidenden Stelle einen nicht auszugleichenden Fehler. Was passiert ist? Ich bestelle mir die gut aussehenden Lao-Würstchen, die als Spezialität angepriesen werden. Dazu eine Portion Pommes. Die Bestandteile für eine gute Currysoße stehen im Dao Linh Restaurant auf jedem Tisch. Eine erstklassige, reine Tomatensoße, die eher an Tomatenmark erinnert aber keinesfalls auch nur annähernd an Ketchup. Chilli als Pulver, Paste und Soße. Die Chillisoße  i s t  aber Ketchup und kommt auf keinen Fall an die Mischung. Dazu Soja- und Fischsoße zum salzen. Die Pommes kommen zuerst auf den Tisch und meine Alchemistenküche wird eröffnet. Ich mixe und trickse, bis die rote Soße einen perfekten Geschmack hat. Eine Fritte nach der anderen wird eingetaucht, während ich auf die Würstchen warte. Als sie hingestellt werden geht das Herz auf. Optisch einwandfrei. Angeschnitten sehen sie aus wie gute Bratwurst oder trockene Mettwurst. Ich bin ein Genie. Endlich gibt es auch in Asien gute Currywurst. Dann kommt der Augenblick der Wahrheit. Gelungen? NEIN! Die Spezialwürste sind, wie sollte es auch anders sein, süß. Rettungsversuch. Ich ertränke die Würste in Fischsoße, lege sie förmlich in der Salzlake ein, und schütte den Inhalt aus dem Topf mit Chillipulver darüber aus. Das Fazit dieses Versuchs ist eindeutig: Man kann Süße nicht mit Schärfe oder Salz überlagern, sie ist beständig. Hätte ich mir doch nur das gegrillte Huhn bestellt. Wenn ich daraus runde Scheibchen heraus geschnitzt, die dann in die Soße getunkt und mit ´ner Fritte zusammen in den Kopf geschoben hätte, dann wäre ich verdammt nah dran gewesen, an der Currywurst. Da das gesamt Team vom Dao Linh Restaurant heute und morgen zum Vat Pu Fest gefahren ist, wird ein zweiter Versuch nicht mehr möglich sein.
Das Guesthouse ist bezahlt. Ich sage noch Bescheid, dass der billige Plastikstuhl im Zimmer hinüber ist. Mache das geschickt, indem ich den Chef zuerst frage, ob er der Ansicht wäre ich sei zu fett. Erst als er vehement verneint erzähle ich ihm, dass der Stuhl unter mir zusammengebrochen ist. Man kann das Phonesavan GH auf keinen Fall weiterempfehlen. Es ist extrem schmutzig, das Personal ist z.T. unfreundlich, die Zimmerausstattung erinnert sehr stark an den heimatlichen Sperrmüll, und im Ortsvergleich ist der Zimmerpreis mit 100.000,- KIP erheblich zu hoch.   
Beim VIP-Busterminal hinter dem Stadion, ca. 2 km entfernt, kaufe ich das Ticket für den morgigen Frühbus nach Ubon Ratchathani. 60.000 KIP (6,-EUR), Abfahrt 8:30 Uhr.
Gleich gebe ich dann noch das Moped zurück. Die Honda Wave 100 ist fast auf den Kilometer genau 500 Kilometer mit mir durch ein kleines Teilstück von Laos gerollert, ähnlich so viel, wie die bei dieser Tour insgesamt gefahrenen Buskilometer im Land.


Tschüs Beer Lao - Tschüs Pakxe

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