Samstag, 4. Februar 2012

Dschungelabenteuer im Wasserfallwald

Vor sehr sehr langer Zeit, viele MP3´s, CDs, Walkman-Kassetten, Tonbänder und Schallplatten zurück, in einer Epoche der Geschichte, als Musik noch mit der Hand gemacht wurde, da gab es tatsächlich Traveller, die ihre Gitarre mit auf die Reise nahmen. Die gibt es auch heute noch. Der Unterschied scheint mir darin zu liegen, dass die heutigen Saitenzupfer bestenfalls eine Gitarre noch richtig festhalten können. Das ordentliche Spielen des Instruments scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Allerorten, an denen die Travellerszene sich trifft, sieht man die mit Rucksack schwer bepackten jungen Leute, die sich zusätzlich noch mit dem Transport einer sperrigen Gitarre quälen. Packen sie die dann aus, hört man aber nur äußerst selten Musik erklingen. Es wird geschrammelt und planlos gezupft. Manche setzen die Stimme ein und es klingt im Zusammenspiel wie eine der ersten Gitarrenstunden. Wer drei Griffe kann, der nimmt die Gitarre mit. Im Bus von Vietnam nach Laos saß ein schon etwas älterer Traveller, der mit einer Washburn Rover Reisegitarre auf Tour war. Als er die auspackte dachte ich, jetzt kommt was, denn der ist mindestens schon vierzig und hat noch echte Musik gehört. Aber leider konnte auch er nur geschlagene 2 Stunden an einer einzigen Saite rummachen, so das selbst der Lao-Pop noch angenehm dagegen klang. Warum belasten sich Leute über Wochen und Monate mit dem Transport einer Gitarre, die über nicht mehr gitarrentechnisches Vermögen verfügen, als das eines Anfängers im ersten Kurs des Musikhaus XY? Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Heute mal wieder aktuell, denn schon zum Frühstück gab es ein solches kostenloses „Konzert“. Die Reissuppe mit Huhn und der Kaffee waren aber dafür von erlesener Qualität.

Phasouan Wasserfall (Nebenfall), Provinz Champasak, Laos

Phasouan Nebenfall oben 
Ich fahre in Richtung Bolaven-Kaffeeplateau und folge den Schildern zum Phasouam Wasserfall. Es ist heiß. Ich zahle die 7.000 Kip für Parken und Eintritt und gehe auf Erkundungstour. Selbst hier, an diesem abgelegenen Ort, stehen Busse einheimischer Touristen. Gleich hinter dem Parkplatz beginnt ein schön angelegter Weg und ich folge der Beschilderung zu einem Nebenwasserfall, überquere das Wasser und gehe auf der anderen Seite den steilen Waldweg hinauf. Irgendwie muss der ja zu dem anderen Teil des Wasserfalls führen. Nach 45 Minuten geht es aus dem Wald hinaus. Ich sehe eine Stromleitung und gehe zu der Sandpiste. Wenn ich hier links gehe, dann muss ja wieder der Fluss kommen. Nach 15 Minuten und durch zwei vorbeifahrende Pick Ups eingepudert, gehe ich durch ein Stelzenhausdorf. Die Bergvölker hier haben wohl vorher noch keinen Farang im Dorf gehabt, denn so wird überall geschnattert. Immer wieder frage ich nach dem Weg zum Tad, zum Wasserfall. Manche zeigen unsicher irgendwohin. Da weiß ich schon, da garantiert nicht. Einer zeigt an: "Da noch gerade und dann links". Müsste hinkommen, nach meiner Orientierung. Ich komme trotzdem nicht weiter, denn der Weg ist wieder eine Sandpiste und ein Pick Up Fahrer erklärt mir irgendetwas von 8 km, wenn ich da weiterlaufen würde. Er zeigt zurück zum Dorf und vorher abbiegen. Ich gehe irgendwo wieder in den Dschungel, wo ein Weg zu erkennen ist, und komme in ein anderes Dorf. Nach 5 x fragen habe ich den Weg zum Fluss endlich herausbekommen. Ich höre nach 100 m auch schon das Wasser rauschen. Endlich, denn ich muss jetzt dringend was trinken, und auf dieser Seite war ja am Wasserfall ein Restaurant. Im Wasser plantschen Kinder. Von Gebäuden und Wasserfall ist weit und breit nichts zu sehen. Ich versuche am Fluss entlang weiter zu kommen. Ein Stück weit geht das, dann werden die Steine größer und die Lücken dazwischen tiefer. Das ist gefährlich. Also wieder zurück und versuchen oberhalb was zu finden. Jetzt wird es wirklich abenteuerlich, denn ich stecke in dichtem Gestrüpp. Ständig muss ich wieder zurück. Die Dornensträucher und Schlingpflanzen scheinen mich regelrecht festzuhalten. Nun laufe ich auf Reserve, denn der Körper schreit nach Wasser. Als ich endlich wieder das Dorf erreiche, nehme ich mir vor, den mir bekannten Weg wieder komplett zurück zu laufen. Auf keinen Fall will ich wieder im Dschungel stecken bleiben. Mir ist aber klar, dass ich jetzt sofort trinken muss und frage im Dorf nach Nam, Wasser. Jemand holt mir ein Glas. Es ist mir absolut wurscht, das dieses Wasser aus einem Brunnen oder dem Fluss stammt. Ich trinke es in einem Zug. Geschmeckt hat es furchtbar, aber es musste eben rein, sonst wäre ich ein paar hundert Meter später umgefallen. Man spürt das sehr genau, wenn diese Grenze näher kommt.
Der gleiche Mann, der mich eben in die falsche Richtung geschickt hat, zeigt nun in die Richtung aus der ich gekommen bin. Verständigungsproblem oder Ahnungslosigkeit? Dann gehe ich wieder den gesamten Weg zurück und sehe nach einer Stunde mein Moped wieder. Ein wunderbarer Anblick. So schön hat für mich noch nie ein Moped ausgesehen. Der Fahrtwind kühlt ein wenig. Ich fahre auch erst einmal ohne Helm, damit der Kopf wieder kühlen kann, und kaufe bei der nächsten Straßenbude eine Flasche Wasser. Unglaublich köstlich. So lecker kann Wasser schmecken. Ich sorge dafür, dass das Wasser aus dem Dorfbrunnen reichlich verdünnt wird in meinem Magen. Wenn ich das schadlos vertrage, dann bin ich wirklich asienresistent.

Tad Phasouan, Laos


Zurück in Pakxe ist natürlich die folgende Dusche der dritttschönste Moment des Tages, nach dem Wiederfinden des Mopeds und dem Trinkwasser. Der viertschönste wird heute auch ganz besonders genussvoll sein: Beer Lao um beer o´clock. OK, die Wasserfälle waren auch hübsch anzusehen. Aber deren Anblick hat mich dennoch nicht so eingenommen wie die anderen Highlights.  





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