Eigentlich weiß ich es ja, dass das Leben hier erst gegen 11 Uhr beginnt, aber dennoch sitze ich um 8:20 Uhr schon in der Monorail nach Bukit Bintang, dem Einkaufsviertel von KUL. In meiner Einzelzelle war es nicht mehr auszuhalten. Drehe eine Fußrunde durch das langsam erwachende Viertel.
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Buddy-Bären vor der Pavillion Mall in Kuala Lumpur |
Beim Pavillion Center stehen die „Buddy-Bären“ auf ihrer Welttour. Ein Vielzahl von Ländern haben je einen „Blankbären“ bekommen, um sich damit künstlerisch auszutoben und das eigene Land darzustellen. Einige Künstler haben wirklich bemerkenswerte Arbeit geleistet.
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Buddy Bär Cuba |
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Buddy Bär Deutschland |
Das Deutsche Werk wirkte auf mich in dieser Reihe eher enttäuschend. Nein, den Künstler will ich auf keinen Fall kritisieren. Der Beitrag hat eine Aussage. Allerdings ist sie künstlerisch nicht so aufwendig ausgestaltet wie viele andere. Minimalkunst. Die Wirkung ist nicht zu unterschätzen, denn auf der Welttournee der Bären präsentiert sich Deutschland einem Millionenpublikum. Eine einmalige Chance, die man hätte besser nutzen können. Montenegro und die Niederlande bilden die Schlusslichter. Der holländische Beitrag ist schlicht fast keiner. Da hat jemand dem neutralen weißen Bär lediglich zwei orangene Streifen aufden Rücken gemalt und schwarze an die Seite. Das war´s. Man hätte ihm als typisch doch wenigstens eine Anhängerkupplung für den Wohnwagen an den Rücken schrauben oder ihn mit Endergebnissen der Fussballspiele gegen Deutschland aus den letzten 50 Jahren beschriften können. Dann hätten zumindest die deutschen Betrachter ihren Spaß gehabt.
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Buddies Egypt und El Salvador |
Rückweg zu Fuß. Da ich im Rucksack den 4 kg Mac mitschleppe fließt der Schweiß. Bei einem indischen Restaurant mache ich Rast. Ich frühstücke Vadday und trinke Kaffee für insgesamt 0,75 EUR und... habe WiFi in bester Qualität.
Zurück im Fensterzimmer bekomme ich interessante Einblicke in Kuli-Lumpisches Leben auf der Straße. Wir sind in einem der diversen Rotlichtviertel der Stadt, der lokale Bedarf muss gigantisch sein. Geht man als Tourist durch so eine Straße, wird man es möglicherweise nicht einmal bemerken, was hinter den dunklen Eingänge angeboten wird, aber ein längerer Einblick in das System des Angebot- und Nachfragegewusels lässt keinen Zweifel. Die drei dunklen Eingänge gegenüber sind für Malayen, Inder, Chinesen, der direkte Weg in den Himmel. Oder auch nicht, denn die Mehrzahl geht lediglich zum Schauen hinein. Manche mit strammem Schritt, andere mit Verlegenheitsgesten, allein oder in Gruppen, fast immer rauchend. Bei den jungen Männern ist so eine Art Ritual zu erkennen. Sie wirken wie Getriebene, ein Schritt vor und zwei zurück. Sie kreisen herum, müssen Mut fassen, fassen sich verlegen an den Kopf. Aber alle lächeln, wenn sie herauskommen. Ganz gleich ob als zahlender Gast oder Voyeur. Das Geschäft muss gewaltig sein. In der Nacht stehen sie Schlange, bis etwa 6 Uhr früh. Jetzt, wo ich weiß wie die Eingänge „getarnt“ sind, dass jemand seitlich auf dem Stühlchen sitzt und mit dezentem Handzeichen vorbeigehende Männer hineinweist, da weiß ich auch, dass die gesamte Stadt mit einem Netz von Etablissements durchzogen ist. Puffgehen muss bei asiatischen Männern eine Art Sport sein. Aber die Moralvorstellungen sind auch grundsätzlich andere, erzwungene Ehen und beengte Wohnverhältnisse ohne Privatsphäre kommen hinzu.
Was denkt wohl der weiß gekleidete Muslim vor dem Puffeingang? Er bleibt stehen, und blickt eine Weile hinein. Verachtet und verurteilt er das Geschäft? Aber in so einem Fall bleibt man doch nicht stehen, sondern wendet sich angewidert ab um zügig am Ort der Sünde vorbeizugehen. Oder will er es vielleicht ganz genau wissen, um sich zu informieren. Mit dem Eindruck eines Kurzeinblicks kann er dann noch mehr wettern gegen die Verderbtheit des Weibes, wodurch die unschuldigen Männer reihenweise verführt werden ohne sich richtig dagegen wehren zu können. Vielleicht ist es für ihn aber auch ein vorweggenommener Blick ins Paradies. Und das wartet ja ganz sicher auf ihn, den strammen Verehrer Mohammeds, der sicher kein Gebet je ausgelassen und vermutlich den Koran studiert hat.
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