Montag, 23. Januar 2012

Neujahr - Jahr des (Wasser-) Drachen 2012

Hue-Vietnam, chin. Neujahrstag 2012


Es regnet. Mein Plan, ein Moped zu mieten und die Sehenswürdigkeiten abzufahren, die heute für die Besucher kostenfrei anzusehen sind, fällt ins Wasser. Gegen Mittag hänge ich mir die Regenkutte über und laufe über die Brücke auf die andere Flussseite zur Zitadelle. Wenigstens eines will ich mir ansehen. Kostenfrei? Von wegen. Nur für Vietnamesen. Ausländer bezahlen 5 USD, wie immer. Ich nicht, denn ich gehe gar nicht erst rein. Im Regen herumzulaufen macht keinen Spaß, schon gar nicht, wenn man dafür auch noch bezahlen soll. Die Werbung, die ich bei der Einfahrt nach Hue aus dem Zugfenster gesehen habe, dass hier das ganz besondere Tourist-Year 2012 eingeläutet wird und die Zahl der Besucher gefördert werden soll, wird durch so unfreundliche Maßnahmen konterkariert. Keiner zahlt an diesem Festtag, nur der Touri soll bluten. Eine tolle Idee der Tourismusverantwortlichen, die bei allen Touristen, denen die Einheimischen wie mir erzählt haben, dass heute der Eintritt frei ist, sicher super ankommt.
Kanonen vor der Zitadelle von Hue

Es ist auch noch kühl, nicht nur nass. Ich habe zu wenig angezogen und bin nach 2 Stunden wieder im Hotel. Jetzt muss ich was essen und Kaffee trinken. Nebenan ist ein kleines Restaurant mit Reisebüro. Travellertreff. „Café on Thu Wheels“, denn die Besitzerin heißt Thu. Es ist urgemütlich und preiswert. Ich finde in dem Bücherstapel ein deutsches Buch und beginne zu lesen. Am Ende zahle ich für eine gute Portion Tintenfisch mit Reis, einen Kaffee und zwei 0,33 Flaschen lokales „Festival“-Bier 70.000 Dong das sind 2,60 EUR. Das Buch stelle ich zurück. Ich kann dann jedes Mal weiterlesen, wenn ich dort sitze.
Beim Fußweg durch den Regen habe ich übrigens nur in freundliche Gesichter geblickt. Die Leute sind höflich und nett, viele wünschten mir im Vorübergehen, so wie ich auch,  ein gutes neues Jahr.


Fahrradrikschas mit Regenschutz in Hue

Am Abend sitze ich wieder beim Inder. Heute gibt es Pappadam, Chicken Madras und Dal-Curry mit Reis. Dazu ein Tiger Bier. Bin nicht ganz so begeistert wie gestern, denn aus dem Chicken Curry schmecke ich ganz leicht die typische Süße heraus, die man in Fertigketchup findet. Das kann nicht von frischen Tomaten oder Zwiebeln kommen und die Inder werfen keinen Zucker in die Curries. Nehme nur das Hühnchenfleisch heraus. Das ist wieder sehr gut. Das Dal-Curry schmeckt ganz hervorragend. Allerdings schwimmt mir etwas zu viel Fett obenauf. Muss das sein? Ich bezahle 7,90 EUR umgerechnet und denke, dass es morgen doch auch mal was anderes sein darf als indisch.
Lande auf einen Absacker bei Hue on Thu Wheels. Die Kinder rasen immer noch durch den kleinen Laden und rempeln mit lauten Gekreische gegen die Tische. Mama sagt natürlich nichts. Das ist hier nicht üblich. Mir scheint das Verhalten der Kinder immer mehr den Ballerspielen zu entsprechen, mit denen sie sich aller Orten stundenlang beschäftigen. So auch  in diesem kleinen Reisebüro-Restaurant. Für mich sind das keine Kinderspiele. Sie wirken eher wie psychisch gestört und das fällt mir hier schon wiederholt auf. In ihren "Spielen" stellen sie mit Verrenkungen und Gebrüll fast ausschließlich die Monster nach, die sie aus dem Computer kennen, oder sie ballern mit imaginären Waffen aufeinander und geben dazu die  entsprechenden Stimmbandübungen ab.  
Egal. Ich ziehe mein angefangenes Buch aus dem Regal und bestelle Kaffe. Dazu, denn ich will mal was anderes als Bier, bestelle ich einen Gin-Tonic. In der Karte habe ich gesehen, dass der hier nur ca. 0,70 EUR kostet. Dafür gibt es eine durchaus akzeptable Mischung. Ich trinke auch noch einen Zweiten, bezahle 1,60 EUR für die Lesestunde, und gehe frierend die letzten Meter zum Hotel. Es ist ungewohnt kühl. Laut Wetterbericht in der Nacht 18 Grad, am Tag 20. 
Bei diesem Wetter werde ich auch weiterhin Hue schwerpunktmäßig kulinarisch erleben. Eine Besserung ist für Donnerstag in Aussicht gestellt. Dann soll der Regen durch sein.

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