Hue ist ein Provinzstädtchen und wirkt vergleichsweise beschaulich, auch was den Straßenverkehr angeht. Es ist Rechtsverkehr. Die Mopedfahrer pflegen hier eine besondere Hupkultur. Jedesmal, wenn sich jemand einer Straßenmündung oder Kreuzung nähert, wird gehupt. Dafür blinkt dann hier absolut niemand, wenn er abbiegt. Die ungeheuer breiten Aufmarschstraßen und Kreuzungen auf denen Flugzeuge landen können, lassen erahnen, dass hier mal was Größeres entstehen sollte. Bis 1945 war Hue noch die Hauptstadt von Vietnam. Seit 1802 hatten 13 Herrscher der Nguyen Dynastie hier regiert. Noch heute sind die Nguyen Nachfahren die Mehrheit der vietnamesischen Bevölkerung. Der Name ist hier so häufig wie Müller, Meier oder Schulz bei uns. Bei der Tet-Offensive 1968 wurden die Stadt und auch große Teile der historischen Zitadelle zerstört. Hier, an der Grenze zur sogenannten entmilitarisierten Zone (DMZ), trafen die nordvietnamesischen Vietkong und die Truppen des Südens und US-Marines heftig aufeinander. Bei Häuserkämpfen und durch Massaker der Vietkong nach der Einnahme der Stadt, kamen Tausende ums Leben.
Auch heute sind viele Geschäfte geschlossen. Zum Tet-Fest besuchen sich die Familien. Sie sitzen in den offenen Häusern, schick angezogen, die Männer oft in Anzügen. Man trinkt, isst und spielt. Ich glaube, dass an einem Tag auch Firmenbelegschaften zusammenkommen, denn auch in offiziellen Gebäuden sind im Eingangsbereich Sitze aufgestellt und Tische mit Blumen dekoriert. An den Straßenrändern werden auch heute wieder Papierblätter mit Beschriftung verbrannt. So gelangen die Wünsche nach Geld in den Himmel. Bei Thu im Restaurant sehe ich, wie die besuchende Familie mit Geldscheinen beschenkt wird, auch die Kinder. Oma verteilt im Vorbeigehen. Außerdem bekommen sie rote Glückwunschkarten mit Goldschrift. Darin liegt vermutlich noch ein Schein. Es gibt auch immer eine Kollektion Bonbons und Süßigkeiten auf dem Tisch.
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