Freitag, 20. Januar 2012

Visumtag

Ich habe mein Visum für die nächste Einreise nach Indonesien in genau einem Monat erhalten. Das Botschaftspersonal ist freundlich. Bei beiden Besuchen im Konsulat war ich der einzige Besucher. Es gibt also auch keinen Andrang oder Wartezeit. Zur Belohnung wandere ich zum Bräuhaus und gönne mir zum Abschluss des Saigonbesuches noch einmal zwei leckere Blonde. Ab sofort gilt dann natürlich auch wieder die Beer o´clock Regel, wenn kein Brauhaus mehr in der Nähe ist. Die bieten im Lion-Bräu übrigens auch die ganze Palette der hervorragenden belgischen Biere als Flaschenbier an. Leffe, Trapiste, Duvel, Hoegaarden usw.  Ganz besonders sympathisch ist mir auch der Hinweis auf einer Säule am Eingang: „ Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass hier nur wohlerzogene Kinder willkommen sind, die ihr Essen auf dem Teller und ihre Hintern auf dem Stuhl lassen.“ Großartig! Da man solche Kinder kaum findet, weil die Eltergeneration, die in der Lage wäre sie so zu erziehen gerade im Aussterben begriffen ist, ist das Bräuhaus nicht unbedingt ein Familienrestaurant. Ich gehe noch einmal durch die Futterabteilung im Kaufhaus und esse ein Durian-Eis. In den Restaurants bruzzeln schon wieder fantastische Dinge. Aber ich habe beim Frühstück im Hotel schon gut gegessen und gehe erst heute Abend wieder futtern. Für ein Hotel der ** Kategorie bietet Hong Vy 1 nicht nur *** Standard im Zimmer, sondern auch ein ordentliches Frühstücksbuffet. Es gibt immer Suppe (Phó) und mehrere warme Gerichte zum üblichen Toast, Ei, etc., vietnamesische Spezialitäten. In der heutigen Suppe schwamm das Grün einer Frühlingszwiebel, welches besonders stark im Geschmack war. Ich versuche die lilafarbene, dunkle Wurzel (vermutlich Purpur-Yamswurzel), sie schmeckt wie Kartoffel. Die winzig kleinen Reiskörner sind in kräftiger Brühe gekocht und vermischt mit dem Hühnerfleisch und dem Gemüse ein Genuss, zu dem man keinerlei weitere Würze benötigt. Von der Platte mit Wurstscheiben nehme ich eine zum Probieren. Es ist eine Art Pastete und passt kleingeschnitten auch noch wunderbar in den Reis. Die meisten Gerichte sind herzhaft und betonen den Eigengeschmack des Inhalts sehr gut, so dass man keine bis wenig Geschmacksverstärker wie Soja-, Fisch- oder scharfe Soße benötigt. Bei den vietnamesischen Gerichten war bisher noch keines mit Süße verkleistert, in Essigsauerem ertränkt, oder mit Zitronen- oder Limettensäure überschüttet, was zumindest bei mir Abscheu hervorruft und jeglichen Geschmack verdirbt. Leider findet man diese m.E. kulinarischen Unarten als regionale Vorlieben und bei bestimmten Gerichten mancherorts in Thailand, Indonesien und in der chinesischen Küche. Ich denke, die vietnamesische Küche ist es absolut wert, dass man sich näher mit ihr beschäftigt. Mir persönlich liegt sie, wenn sie bei Zutaten bleibt, die für Westler akzeptabel sind, und ich werde sicher zu Hause versuchen das ein oder andere Gericht nachzukochen.

Mit einer etwa einstündigen, letzten Runde durch den Le Van Tam Park, der dem Hotel unmittelbar gegenüber liegt, und die angrenzenden Straßen, habe ich im Hong Hai – Seafood Restaurant an der Pasteur Straße meinen Saigon / HCMC - Besuch beendet. Das ist ein, im Vergleich mit den Suppen- und Vietnamfood Restaurants vergleichsweise teures Lokal. Teuer heißt hier, dass ich für vier 0,33 Flaschen Tiger Bier, einen Teller mit Pommes, eine Portion (6Stück) Jakobsmuscheln (Scallops) mit gerösteten Knoblauchscheiben in Buttersoße und leicht mit Käse überbacken, und zum Abschluß einem schwarzen, nahezu unglaublich guten Kaffe, umgerechnet 7,40 EUR bezahlt habe.
Als Verfeinerung der Pommes habe ich etwas gesehen, das absolut neu ist für mich. Man reicht dazu ein Schälchen mit einem Pulver, das ich als ¼ Salz und ¾ Glutamat / Sodium etc. definieren würde. Ungefähr ein Teelöffel voll in der Gesamtmenge. Daneben liegt eine Viertel Limette und fein zerstoßene Chillies. Da ich nicht weiß was das soll, frage ich nach. Die verstehen meine Frage nicht und ich keine Antwort. Also zeige ich auf die Gewürzportion und ziehe fragend die Schultern hoch, das versteht jeder. Sie presst die Limette über dem Pulver aus und fragt mit dem Blick, ob ich die Chillies esse. Ja klar! Dann rührt sie die auch mit ein und fertig ist die Würze für die Fritten. Ist ungewohnt, aber zusammen mit den Scallops nicht schlecht, da leicht säuerlich – salzig.
Der Kaffe ist atemberaubend. Ich bin sicher, einen der besten Kaffees meines Lebens getrunken zu haben. Wenn das Metalltöpfchen mit dem Kaffe und dem Wasser ausgetröpfelt hat, nach etwa 10-15 Minuten, dann stehen nur zwei cm Kaffee im Glas. Aber die haben es in sich. Ich habe nur etwa eine Messerspitze Zucker hineingerührt, sonst nichts. Der Geschmack ist der eines hervorragenden Kaffeelikörs, nur weniger süß.
Man schmeckt Vanille, Karamell, Mokka, Schoko heraus, der Duft beinhaltet alles gleichermaßen. Vier bis fünf wirklich genussvolle Schlückchen, dann ist der Traumkaffee alle. 
Am Nebentisch isst jemand die Austern, mit denen ich geliebäugelt hatte, und die nur wenig teurer gewesen wären. Allerdings habe ich ab morgen früh eine über 24 Stunden dauernde Zugfahrt vor mir. Angesichts meiner Austernvergiftung in Bangkok vor Jahren will ich lieber kein Risiko eingehen und lasse das. Aber die sehen echt gut aus. Nicht rund, eher länglich, und mit ca. 15 cm Länge riesig groß.   

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